Gott gibt ja oft in einem Augenblick mehr,
als wir in langer Zeit erringen können.
Teresa von Avila (1515-1582)
„Berg Karmel“
Führe mit dem Stab dein Volk auf die Weide, die Schafe, die dein Erbbesitz sind, die einsam lagern in der Wüste, mitten auf dem Karmel; (Micha 7,14a)
Das fruchtbare und vegetationsreiche Karmelgebirge bei Haifa im Norden Israels ist der geographische Entstehungsort des Karmelitenordens. Der Begriff Karmel, der im Deutschen mit „Baumgarten“ oder „fruchtbarer Garten“ übersetzt werden kann, wurde bereits zu biblischen Zeiten als Symbol für die Schönheit und Lebensfülle, die von Gott kommt, verwendet.
Im Hohenlied beispielsweise, das in der Tradition des Karmel immer wieder aufgegriffen wurde, um das Liebesverhältnis zwischen Gott und Mensch darzustellen, vergleicht der Liebhaber das Haupt seiner Geliebten mit der Schönheit des Karmel (Hld 7,6). Und der Prophet Jesaja verheißt der Wüste und dem ausgetrockneten Land die „Pracht des Karmel“ und damit reiche Fruchtbarkeit (vgl. Jes 35,2).
Entsprechend will der Orden des Karmel mit seiner reichen spirituellen Tradition auch heute Gelegenheiten bieten, inmitten der modernen Wüsten unserer Zeit Gottes Gegenwart aufzuspüren. Wo Menschen zutiefst die sein dürfen, die sie sind, können sie sich öffnen für die Erfahrung der Schönheit und Liebe Gottes, dem die unstillbare Sehnsucht des menschlichen Herzens gilt. Mehr noch als ein äußeres Gebilde symbolisiert „Karmel“ somit den Ort der Gottesbegegnung im menschlichen Herzen.